Wann ist es an der Zeit, etwas zu wissen?

Wann ist es an der Zeit, etwas zu wissen?

Diese Frage ist der rote Faden für ein kollaboratives Forschungsprojekt unter der Leitung von Christian Flow (Mississippi State University), Laetitia Lenel (Humboldt University Berlin), Anna-Maria Meister , Richard Spiegel (Princeton University) und Janina Wellmann (Leuphana University Lüneburg). Mit der Frage von Rechtzeitigkeit im Vordergrund wollen wir über die Produktion vonb Wissen als Konstellation von parallelen, sich überschneidenden und sich beeinflussenden Zeithorizonten nachdenken, jeder mit spezifischen Tugenden, Nachteilen, Apparaten und Vorrichtungen. Welche unterschiedliche Bedeutung hat es für einen Beamten, eine Philologen, einen Ökonomen oder einen Labortechniker, “pünktlich” zu sein, “zur rechten Zeit”? Wir wollen den vielen Texture von Zeit in verschiedenen Kulturen nachgehen, und ihren temporalen Ausrichtungen, die man in Räumen, Zeiträumen und Kontexten findet. Wir interessieren uns für Materialisierungen von Zeit: die Instrumente und Medien, durch die verschiedene temporale Regimente umgesetzt, kontrolliert und begrenzt werden; für die Maßstäblichkeit von Zeit in Computerprogrammen und Kalibrierung von Modellrechnungen; die wirtschaftlichen und marktwirtschaftlichen Projektionen, die technologische, medizinische oder akademischen Anwendung finden. Projekte, die “zeitlos” sein sollten werden neben solchen untersucht, die sich historiographische Fragen von zeitlicher Verfügbarkeit stellen: welche Version der Vergangenheit sind von welchen Standpunkten aus zugänglich, und welche Brüche machen neue Weltbilder, Experimente, Denkmodelle und Entdeckungen erst möglich? Indem wir die rastlose Spannung zwischen Zeitlosigkeit und Pünktlichkeit, zwischen fixierten Wahrheiten und sich im Fluss befindlichen Konditionen untersuchen, wollen wir versuchen, den Diskurs umzulenken: von “knowing what” oder “knowing how” hin zu der Frage von “knowing when”.

Nach einem Konferenz-Panel auf der History of Science Society Konferenz 2018 in Seattle und regelmäßigen Workshops werden wir uns im Juni 2020 (virtuell) mit einer Gruppe internationaler Wissenschaftlern treffen, um einen editierten Sammelband zum Thema vorzubereiten.

Die neue Schutzhülle um den zerstörten Reaktor 4 des Atomkraftwerks in Chernobyl (Foto: Tim Porter)
Die neue Schutzhülle um den zerstörten Reaktor 4 des Atomkraftwerks in Chernobyl (Foto: Tim Porter)