Abgeschlossene Habilitationen
  • This cumulative habilitation thesis is composed of one book chapter and four peer-reviewed academic papers, written and published in the period between 2014 and 2019. Following the introduction, the first three chapters highlight different strategic responses to the so-called phenomenon of ‘shrinking cities’ that caused complex and comprehensive transformations of demographic, socio-economic, and structural components of the European cityscape in particular. As a direct consequence of post- socialist transition and global economic restructuring, this multifaceted phenomenon significantly impacted the cities of the former German Democratic Republic (GDR), which were taken as a case study. The third chapter deals with the incessant fascination with growth in urban development strategies and highlights the benefits and ‘traps’ such approaches can lead to. This is shown through the case of a strategic response to the urban decline in Leipzig, which has been known as a prime example of urban shrinkage in Europe for decades. The fourth chapter highlights the potential of innovative post-neoliberal policies as an alternative way to deal with the crisis. It reflects on the case of urban decline in Detroit from the perspective of the emerging discourses that have called for redefining the crisis as an opportunity to establish new urban governance models. The last two chapters bring cases from the CEE region (Central and Eastern Europe), such as the political struggle in the attempts to re-imagine the national capital cities of North Macedonia, Skopje and of Serbia, Belgrade, along with the explanation to the interaction between urban megaprojects, nation-state politics and regulatory capitalism.

    The following papers are included:

    Nebojša Čamprag (2019): Urban regeneration as a collaborative effort – strategic responses to shrinking cities in East Germany. In: K. Jesuit u.a. (Hrsg.): Collaborative Governance Efforts for Local Economic Development: Lessons from Detroit and Other Successful Cases around the World, pp. 112-134, London/New York: Routledge.

    Nebojša Čamprag. (2018): The Trap within Anticipated Regrowth: Two Sides of Strategic Response to Urban Decline in Leipzig. In: Articulo – Journal of Urban Research, Luxembourg. Online: http://journals.openedition.org/articulo/3596

    Nebojša Čamprag (2018): Innovative post-neoliberal policy as a way out of crisis? Another reflection on the case of urban decline in Detroit. In: City, Territory, Architecture, 5:2, Springer Berlin Heidelberg. Online: https://doi.org/10.1186/s40410-018-0078-4

    Nebojša Čamprag (2018): Re-imagineering Belgrade and Skopje: Urban Megaprojects between Politics and Struggle. In: European Planning Studies 27 (1), pp. 181–200, Routledge. Online: https://doi.org/10.1080/09654313.2018.1545011

    Monika Grubbauer/Nebojša Čamprag (2018): Urban Megaprojects, Nation-state Politics and Regulatory Capitalism in Central and Eastern Europe: The Belgrade Waterfront Project. In: Urban Studies 56 (4), pp. 649–671, SAGE Publications Ltd. Online: https://doi.org/10.1177/0042098018757663

    Fachgruppe Stadtplanung (Fachgruppe E)

    Betreuer/in: Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph-Cleff

  • Rechnende Geometrie

    Eine Neuinterpretation antiker Bauplanung im Spiegel der Vermessungslehre des Heron von Alexandria

    01.01.2009

    Während der römische Architekturtheoretiker zahlreiche Rezepturen für den Entwurf unterschiedlichster Formen idealtypischer Architektur präsentiert, bleibt die Frage nach den theoretischen und praktischen Grundlagen ihrer Transformation ins reale Bauwerk, das heißt die konkrete Umsetzung auf der Baustelle mit all den Notwendigkeiten, wie Bauvermessung, Baustellenorganisation und Logistik, weitgehend unbeantwortet. Eine der Ursachen für dieses Desiderat bau- und architekturgeschichtlicher Forschung liegt an der bis heute noch geltenden Vorstellung, dass sich antikes Entwerfen und Planen auf der Basis rein geometrischer Konstruktionsverfahren, also vornehmlich mit dem geübten Gebrauch von Zirkel und Lineal vollzogen hätte.

    Über welches Wissen antike Architekten oder Ingenieure aber tatsächlich verfügen mussten, um ihren Entwürfen erst den rational fassbaren maßlichen Rahmen zu geben, der aus den gedanklichen Konstrukten plan- und berechenbare Bauwerke entstehen ließ, bleibt bis heute ein ungelöstes Problem. Auch wenn vereinzelt mathematische Erklärungsmodelle für die Entschlüsselung komplizierter Grundrissgeometrien hinzugezogen wurden, so doch meist nur als sinnstiftende Konnotationen in einer von der physischen Realität des Bauwerk abgekoppelten Interpretationsebene. Dass aber gerade die antike Mathematik auf direktem Wege einen Zugang zur Lösung dieser Fragen bietet, verdankt sich der Überlieferung einer Reihe von Schriften mathematischen und technologischen Inhalts, die sich unter der Autorenschaft Herons von Alexandria vor allem an die Zielgruppe der wissenschaftlich ausgebildeten Ingenieure mit ihren verschiedenen Fachdisziplinen – vom Architekten über den Vermesser bis hin zum Maschinenbauer – richteten.

    Das Außergewöhnliche an dieser inhaltsreichen Quelle ist zum Einen ihre nachhaltige Wirkung, die sie während eines langen Zeitraums vom 1. nachchristlichen Jahrhundert bis ins byzantinische Mittelalter nahezu uneingeschränkt entfalten konnte, und zum anderen die Tatsache, dass sie, obwohl seit fast genau 100 Jahren bekannt und in deutscher bzw. englischer Übersetzung publiziert, von der baugeschichtlichen Forschung bisher vollständig übersehen worden ist. Aber gerade die Fülle von Informationen aus dem Bereich der angewandten Wissenschaften, die in anschaulichen Aufgaben und Berechnungsbeispielen gezielt die theoretischen Grundlagen und das praktische Instrumentarium für den unmittelbaren Gebrauch der mit dem breiten Feld der Architektur Beschäftigten vermitteln sollten, ist in der Lage das Wissen und Verständnis vom Entwerfen, Planen und Bauen in der Antike erheblich zu bereichern.

    Besondere Aufmerksamkeit innerhalb dieses umfangreichen Themenspektrums, verdient Herons Vermessungslehre, weil in ihr – erstmalig in der wissenschaftlichen Literatur der Antike – eine Rechenweise systematisch dokumentiert ist, die der Begründer der deutschen Mathematikgeschichte, Moritz Cantor, als „rechnende Geometrie“ gekennzeichnet hat. Hierbei handelt es sich um eine sehr alte, bis in die babylonische Keilschriftmathematik zurückreichende Tradition des Rechnens, die, im Gegensatz zur reinen und zahlenlosen Geometrie Euklids, versucht alle Figuren und Körper in Zahlen einzukleiden, das heißt, sie mit rationalen Zahlen beschreib- und berechenbar zu machen. Das größte Problem, dass ein solches Verfahren mit sich bringt, ist die zahlenmäßige Bewältigung der Inkommensurabilität vieler Streckenverhältnisse, die sich nicht mehr mit rationalen Zahlen darstellen lassen, ohne die exakte Geometrie der betreffenden Figuren und Körper zu deformieren. Doch gerade für diese Fälle bietet Heron – im Rückgriff auf eine Jahrtausend alte kulturübergreifende Tradition – ein pragmatisches Rüstzeug systematischer Lösungsansätze, das nicht nur alltagstauglich, sondern auch tief mit den antiken Vorstellungen zum prinzipiellen Aufbau der Welt verwurzelt ist.

    Für die elementaren geometrischen Grundbausteine der gesamten antiken Architektur, Kreis, Quadrat und rechtwinklige Dreiecke stehen also mathematische Techniken zur Verfügung, mit deren Hilfe die spezifischen „Irrationalitäten“ dieser Formen numerisch bewältigt werden können: Für den Kreis eine vereinfachte rationale Annäherung an den archimedischen Wert von ?, für das Quadrat eine gegen?2 konvergierende Folge von ganzzahligen Approximationen für das Verhältnis von Seite und Diagonale im Quadrat, die so genannte Seiten- und Diagonalzahlreihe und schließlich die pythagoräischen Zahlentripel, eine Vielzahl unterschiedlich proportionierter aber immer ganzzahlig bezifferbarer Dreiecke, für deren Produktion Heron spezielle Formeln entwickelt hat. Mit diesem Repertoire an Möglichkeiten lässt sich nun die physische Welt der Antike – und damit natürlich auch ihre Architektur – auf der Grundlage eines weit verbreiteten, standardisierten Handbuchwissens quantifizieren und damit in die komplizierten Prozesse des Planens und Bauens objektivierbar integrieren. Wie sonst hätte man solche anspruchsvollen Großprojekte wie das Theater von Epidauros mit seiner immensen ‚geometrisierenden’ Landschaftsveränderung oder die Planung eines konstruktiv und formal so innovativen und singulären Bauwerks wie die Hagia Sophia überhaupt bewältigen können.

    Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das hier kurz skizzierte und in den schriftlichen Quellen Herons von Alexandria eingelagerte theoretische Wissen am Beispiel einiger herausragender Bauten zu verifizieren. Als vorrangiges Auswahlkriterium der im Folgenden vorgestellten Bauwerke galten die ihrem Plan zugrunde liegenden anspruchsvollen geometrischen Konzepte, die sich bis heute einer plausiblen Erklärung widersetzt haben. Weder für die Hagia Sophia, deren Grundriss von der Überlagerung unterschiedlicher geometrischer Figuren geprägt ist, noch für das Theater von Epidauros dessen gesamter Plan von der für die Antike nur schwer zu vermessenden Figur des Fünfecks bestimmt ist, konnten befriedigende Erklärungsmodelle vorgelegt werden. Aber auch die scheinbar klare Achteckgeometrie des Turms der Winde als Verschränkung mehrer Quadrate ist ohne die Anwendung der „rechnenden Geometrie“ nicht planbar. Deshalb werden auf den folgenden Seiten als ausgewählte Bauwerke die spätantike Hagia Sophia in Istanbul, der römerzeitliche Turm der Winde in Athen und das griechische Theater in Epidauros als originäre Quellen des Wissens ihrer Zeit wahrgenommen und erstmals in den Kontext der hierzu verfügbaren technologischen Schriften des Altertums gestellt.

    Fachgruppe Geschichte/Architekturtheorie (Fachgruppe A)

    Bearbeiter/in: Helge Svenshon

  • Im Westen viel Neues?

    Untersuchungen zu Kulturationsprozessen am Beispiel phönizischer Niederlassungen im zentralen und westlichen Mittelmeerraum

    17.11.2020

    Das Projekt beschäftigt sich dabei im Wesentlichen mit zwei Kernfragen:

    1.) Wie waren die phönizischen Niederlassungen aufgebaut? Lassen sich Parallelen und Unterschiede in der architektonisch-urbanistischen Ausprägung dieser Siedlungen untereinander feststellen und wenn ja, erlauben sie Rückschlüsse auf die Funktion und Bedeutung dieser Siedlungen?

    2.) Wie einflussreich waren Faktoren wie kultureller Austausch mit indigener Bevölkerung, Migration, Umweltbedingungen, Zugang zu bzw. Umgang mit Ressourcen, soziale Differenzierung und Mobilität oder Konkurrenzdenken für die unterschiedliche Ausprägung dieser Siedlungen, wie schlugen sich deren Auswirkungen in den Siedlungen nieder und warum wirkten manche Faktoren in einigen Fällen stärker als in anderen?

    Für die Untersuchung der kulturellen Kontakte zwischen Phöniziern und Einheimischen scheint das Konzept der Kulturation adäquat zu sein. Kulturation beschreibt den Prozess, der geschieht, wenn kultureller Austausch stattfindet und dabei kulturelles Wissen wechselseitig übermitteln wird. Der Vorteil des Begriffs Kulturation gegenüber Modellen wie Akkulturation ist, dass er den Prozess wertneutral und unabhängig von sozialen oder politischen Machtverhältnissen beschreibt und dabei sowohl Wandel als auch Persistenz umfasst.

    In Zusammenhang mit der Untersuchung der phönizischen Niederlassungen ist zu prüfen, inwieweit häufig verwendete Bezeichnungen wie „Handelsniederlassung“ oder „Faktorei“ zutreffend sind. Dabei soll nicht a priori ausgeschlossen werden, dass Handel eine Rolle bei der Wahl eines Siedlungsplatzes gespielt oder einen wichtigen ökonomischen Faktor im Leben einer phönizischen Siedlung dargestellt hat, doch wird der merkantile Aspekt der phönizischen Westexpansion, wie in neueren Untersuchungen bereits kritisiert, häufig überrepräsentiert. Auch ist die Deutung Karthagos als „großer Ausnahme“ unter den phönizischen Niederlassungen zu überprüfen. Untersuchungen zur Geschichte des zyprischen Kition etwa haben bereits gezeigt, dass auch diese Siedlung zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt zwischen dem 8. und frühen 5. Jh. v. Chr. als eigenständiges Stadtkönigtum eine Machtstellung auszubauen suchte und dabei auf regionaler Ebene recht erfolgreich war, bis die Ptolemäer diesem ein Ende setzten. Insofern ist für jede einzelne Niederlassung zu prüfen, ob Anzeichen für Eigenständigkeit oder sogar Expansionsbestrebungen vorhanden sind.

    Fachgruppe Geschichte/Architekturtheorie (Fachgruppe A)

    Bearbeiter/in: Dr. phil. Marion Bolder-Boos

    Betreuer/in: Prof. Dr. Franziska Lang

  • Bearbeiter/in: Dr. phil. Brigitta Eder

  • Fachgruppe Geschichte/Architekturtheorie (Fachgruppe A)

    Bearbeiter/in: Dr. Dominik Maschek