Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung (Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff)
Die vom Fachgebiet herausgegebene Aufgabe untersuchte, wie Sport und Architektur als verbindende Elemente in der Stadt wirken können. Die Entwurfsaufgabe widmete sich der Erftaue, die von der Rheinmündung bis zur Museumsinsel Hombroich acht Stadtteile der Stadt Neuss verbindet. Die Frage war, wie Sport und Architektur entlang der Erftaue neue Alltagsorte schaffen können.
Garten Erft
Penelope Naomi Pahn und Ines Wiedemann wurden für ihren städtebaulichen Entwurf „Garten Erft“ zum Thema „ÇA BOUGE EN VILLE“ ausgezeichnet.
Entlang der Erft vernetzt ein zusammenhängendes Landschaftsband die acht Stadtteile miteinander und es wird eine neue Mitte gebildet. Gleichzeitig werden bestehende Grünzüge aufgewertet und mit neuen verknüpft. Die Siedlungsränder werden neu definiert und den bestehenden Grünschneisen in die Stadtteile wird eine neue Bewertung gegeben durch eine präzise Definition von Eingängen, den Gartentoren.
Der Garten Erft steht für die Freiheit in der Gemeinschaft, Natur, Selbstverwirklichung und einen Heterotopos. Diese Punkte sind in drei Hauptthesen planerisch zusammengefasst und sollen durch den Garten Erft führen.
1. Der Garten Erft als Zentrum der acht Stadtteile. Es ist bereits ein vielseitiger, malerischer Ort mit bestehenden Freizeitangeboten, die erweitert und in ein holistisches Landschaftsband integriert werden. Der Garten Erft verbindet die Stadtteile und schafft eine neue Mitte. Über Gartentore betritt man Themengärten, die je Stadtteil individuelle Schwerpunkte setzen.
2. Der Garten Erft als nachhaltiger Lebensraum für Mensch und Tier. Ein Biodiversitätsband vernetzt Grünzüge und schafft einen sanften Übergang von Siedlung zu Landschaft. Es wird nur durch die Gartentore unterbrochen und setzt die Grünschneisen innerhalb der Stadtteile fort. Seine Form passt sich den jeweiligen Standortbedingungen an.
3. Der Garten Erft als Ort für mentale und physische Gesundheit. Sport- und Bewegungsflächen werden neu gedacht und mit den Themengärten verwoben. Diese Synergien sollen BewohnerInnen und BesucherInnen zu mehr Bewegung motivieren. Die Themenschwerpunkte variieren je Siedlung: In Holzheim liegt der Fokus auf Sport und Freizeit, in Weckhoven auf Sport und Wohnen, während Grimlinghausen das Sportangebot mit der Gartenakademie um Bildung ergänzt.
@penelopenapa
@ineswie_
Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis .
cDie Analyse des bestehenden Freiraumangebots zeigt, dass trotz zahlreicher Sportanlagen in der Region viele dieser Flächen nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Da diese oft an Vereine gebunden sind, ist eine spontane Nutzung durch Jugendliche, Schüler und Anwohner nicht möglich. Zudem sind Schulhöfe häufig versiegelt und bieten kaum naturnahe Bewegungs- oder Aufenthaltsräume. Die Erftaue stellt einen bislang ungenutzten Naturraum dar, der das Potenzial besitzt, als grüne Mitte der Nachbarschaft zu fungieren. Durch gezielte Maßnahmen kann sie in einen offenen und vielseitigen Bewegungsraum umgestaltet werden, der Bildung, Sport und soziale Interaktion fördert. Besonders der Pausenhof der Gesamtschule an der Erft wird dabei als Modellprojekt betrachtet, um innovative Konzepte für Schulhöfe der Zukunft zu erproben.
Entwurfsziele
Die Umgestaltung der Erftaue verfolgt das Ziel, sie als inklusiven Bewegungs- und Begegnungsraum zu aktivieren und die Aufenthaltsqualität durch naturnahe und vielseitig nutzbare Flächen zu erhöhen. Die Vernetzung zwischen Wohngebieten, Schulen und Freizeiträumen soll durch fuß- und radläufige Wegeverbindungen verbessert werden. Gleichzeitig dient die Umgestaltung des Pausenhofs der Gesamtschule an der Erft als Pilotprojekt, das neue Maßstäbe für zukunftsfähige Schulfreiräume setzt. Dabei steht die Verbindung von Lernen und Bewegung im Fokus. Der Schulhof soll nicht nur ein Pausenbereich sein, sondern ein erweiterter Bildungsraum, der Unterricht ins Freie verlagert und vielseitige Lernmethoden ermöglicht.
Strategien und Maßnahmen
Die Erftaue wird als neue Mitte der Nachbarschaft etabliert, indem verschiedene gestalterische und infrastrukturelle Maßnahmen umgesetzt werden. Ein Tischtennispark bietet niederschwellige Sportangebote für spontane Bewegung und soziale Interaktion. Yoga- und Erholungszonen schaffen Räume für Entspannung und Achtsamkeit in naturnaher Umgebung. Durch Neupflanzungen und die Förderung der Biodiversität wird die ökologische Qualität des Gebietes verbessert. Selbstpflückbeete bieten Bildungs- und Mitmachangebote, die das Umweltbewusstsein und die Naturerfahrung der Menschen fördern. Zudem sorgt die Neugestaltung von Wegen und Plätzen für eine bessere Anbindung der umliegenden Wohngebiete und Schulen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Neugestaltung des Schulhofs der Gesamtschule an der Erft. Durch die Entsiegelung und Begrünung entstehen neue Grünflächen und Schattenplätze, die das Mikroklima verbessern und naturnahe Lernorte schaffen. Bewegungsanreize wie Kletter- und Balanciermöglichkeiten sollen nicht nur die motorische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler unterstützen, sondern auch in den Unterricht integriert werden, etwa durch sportpädagogische Konzepte. Outdoor-Klassenzimmer und flexibel nutzbare Sitzgruppen ermöglichen den Unterricht im Freien und fördern ein praxisnahes, experimentelles Lernen. Die partizipative Planung sorgt dafür, dass die Jugendlichen aktiv an der Gestaltung ihres Schulumfelds mitwirken können, was sowohl die Identifikation mit dem Raum als auch die Akzeptanz der neuen Schulhofgestaltung erhöht.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird die Erftaue in einen lebendigen, naturnahen und integrativen Freiraum verwandeln, der Bewegung, Bildung und soziale Interaktion nachhaltig fördert. Insbesondere die Verbindung von Schulhof und Erftaue schafft eine beispielhafte Synergie zwischen Bildung, Umwelt und Gemeinschaft, die als Vorbild für weitere Schul- und Freiraumprojekte dienen kann.
Ausgezeichnet mit dem wa-Förderpreis .